Gewachsene Kampfkulturen sind bekanntlich in fast allen asiatischen Ländern festzustellen. Jedes Land hat hierfür seine eigenen Formen und unterschiedliche Kampfstile entwickelt. Wann diese Kampfkulturen in den frühen Zeiten Asiens praktiziert wurden, ist jedoch nicht belegt. Weniger bekannt ist jedoch, dass Kampfkulturen oder Kampfkünste auch aus nichtasiatischen Ländern nachgewiesen sind.
So wurden bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts, bei Ausgrabungen in Ägypten, Malereien mit sportlichen Aktivitäten in in den Grabkammern entdeckt. Die ca. 3500 Jahre alten Abbildungen aus den Gräbern Altägyptens, gelten als die ältesten und vielseitigsten Abbildungen des Kampfsportes und sollten. dementsprechend gewürdigt werden. Aus heutiger Sicht und mit der Vertrautheit verschiedener Kampfsportarten kann man große Parallelen mit heutigen asiatischen Kampfsportarten feststellen.
Bereits im Jahr 1939 veröffentlichte Helmut Wilsdorf in seinem Beitrag zur Sportwissenschaft der Universität Leipzig „Ringkampf im alten Ägypten“ eine Reihe von Abbildungen aus den entdeckten alten Ägyptischen Gräbern.
Man erkennt auf diesen Abbildungen ringerähnliche Handlungen mit dargestellten Wurf-Techniken, die man heutzutage in verschiedenen asiatischen Kampfsportarten, wie z.B. im Ju Jutsu, Tai Jitsu, Kung Fu, Judo oder im Griechischen Freistilringen, wiederfindet. Ebenso sind auf den Abbildungen Arm- und Beinhebel sowie Kampfszenen mit Stöcken, Speeren und einem bumerangähnlichen Wurfholz zu erkennen.
Wilsdorf interpretierte die Abbildungen als Körperertüchtigung und Ringkampf der alten Ägypter. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Kenntnisse derartiger Kampftechniken wesentlich älter als die Grabmalereien sind und dem stehenden Heer der allgemeinen Kampf-Ertüchtigung und dementsprechenden Kampf-Training dienten.
Inwieweit die Kampftechniken, durch den Handel des Alten Ägyptens mit Asien den Weg dorthin fanden und die Entwicklung der dortigen Kampfkünste beeinflusste, kann man nicht feststellen.
Jedoch sind sehr viele Übereinstimmungen der Techniken, die heutzutage noch geübt werden, nachweisbar. Ebenso ist eine Verbreitung dieser sportlichen Kampfhandlungen nach Griechenland und seine Erhaltung in Form des griechischen Ringens nicht auszuschließen; s.u. W. Decker.
Decker geht mit seinen Untersuchungen und Interpretationen über den Sport im alten Ägypten sehr ausführlich auf die vorliegenden Fakten ein. Der Kampfsport wird von ihm auf Ringen, Boxen und Stockfechten untersucht. Abgesehen von den Darstellungen aus dem Alten Ägypten führt er ebenso die Faust und Ringkämpfe aus dem altmesopotanischen Gilgamesch-Epos und den Faustkampf aus dem alten Orient des minoischen Kreta an.
Ebenso verweist Decker auf die alten griechische Schriftquellen: hier Homers Ilias XXIII S. 653-99, der die Ring- und Faustkämpfe, im Rahmen der Leichenspiele schildert, die häufig ein blutiges Ende nahmen.
Rolf Wegener, Vors. der Budo-Kommission